Wir mögen sie ja, unsere Stubentiger. Aber manchmal sind sie unangenehme Zeitgenossen, wenn sie sich auf die Pirsch nach Vögeln oder auch noch unbeholfenen Eichhörnchenbabys begeben. Einem gesunden erwachsenen Eichhörnchen können Katzen in aller Regel nicht gefährlich werden, doch fallen die manchmal noch blinden Babys aus dem Kobel - zum Beispiel weil Krähen diesen versuchen zu plündern - oder sind sie bei ihren ersten Kletterversuchen abgestürzt, dann sind sie für Katzen leichte Beute.
Mit mehreren Einbissen kamen die ersten zwei Hörnchen des Jahres vergangene Woche in die Praxis. Die beiden Brüder sind vermutlich vier bis fünf Wochen alt, haben die Augen noch geschlossen, und wurden mit gleich mehreren Einbissen zu uns gebracht. Eichhörnchen sind deshalb besondere Patienten, weil bestimmte Unverträglichkeiten, sowie Sensibilität bei verschiedenen Wirkstoffen berücksichtigt werden müssen. Dank Antibiotikum und viel Schlaf haben die beiden den ersten Schock gut verkraftet und werden nun munterer. Ein Rest-Risiko bleibt jedoch, vor allem bei dem Brüderchen mit etwas dunklerem Fell, da eine Verletzung sehr nah am Kniegelenk liegt und noch stark geschwollen ist. Es heißt also ganz fest Daumen drücken!
Eichhörnchenjungtiere gehören, wie alle wilden Findlinge, in fachkundige Hände, um eine tier- und artgerechte Versorgung zu gewährleisten, Fehlprägungen zu vermeiden, und eine Auswilderung zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass Wildtiere ausschließlich dann der Natur entnommen werden dürfen, wenn sie eindeutig menschlicher Hilfe bedürfen. Wir hoffen sehr, dass die beiden Jungs sich weiter gut erholen, die Verletzungen abheilen und sie dann, wenn sie größer werden, in eine passende Voliere umziehen können. Von dort werden sie dann, zu gegebener Zeit, in geeigneter Umgebung ausgewildert, damit sie ein freies Eichhörnchenleben führen können.
Sollten Sie ein junges oder vermeintlich verletztes Eichhörnchen finden, dann können Sie über die Hotline des bundesweit agierenden Eichhörnchen-Notruf e.V. Rat einholen, werden beraten was zu tun ist und erhalten Auskunft wo in ihrer Umgebung sie tierärztliche und fachliche Hilfe finden.
Mehr zum Thema "Wildtierpflege erfordert Erfahrung und Fachwissen" ist in unserer Rubrik Wildes Wissen im Beitrag vom 24. Januar 2022 zu finden.