Auf den ersten Blick erscheint Vielen die Versorgung eines Wildtiers, insbesondere wenn es unverletzt ist, als eine aufregende Abwechslung. Diese Selbstüberschätzung sorgt leider dafür das jedes Jahr Wildtiere, vor allem Jungtiere, durch falsche Versorgung ihre Überlebenschancen einbüßen und nicht selten sogar eingehen.
Bei uns im Praxisalltag zeigt sich dann, dass gut gemeint leider nicht immer gut gemacht ist: Igel, die aufgrund falscher Ernährung und Versorgung ihr Stachelkleid fast vollständig verlieren und so über viele Monate in freier Wildbahn nicht überlebensfähig wären; junge Feldhasen, die als Nestflüchter naturgemäß immer allein und ohne die Mutter aufzufinden sind und durch das Überengagement aufmerksamer Spaziergänger der Obhut ihrer Mutter entzogen werden; Fledermäuse, die bei Laien oft innerhalb kürzester Zeit verdursten; Vogelküken, die aufgrund fehlerhafter Ernährung verenden...
Wir möchten eingehend an Sie appellieren, sich zu vergewissern, dass das Tier wirklich Hilfe benötigt, bevor Sie es einsammeln.
Diese Wildtiere können wahrscheinlich eine helfende Hand gebrauchen:
- tagaktive, apathische, oder stark taumelnde Igel
- Wildtiere mit sichtbaren Verletzungen und/oder Brüchen
- Jungtiere (z.B. Eichhörnchen oder Kaninchen), die noch ohne Fell und mit geschlossenen Augen aufgefunden werden
Diese Wildtiere benötigen keine Hilfe:
- junge, unverletzte Feldhasen oder Rehkitze, die von der Mutter im hohen Gras abgelegt wurden
- junge Vögel (Nestlinge und Ästlinge), die auch außerhalb des Nests von den Eltern weiter versorgt werden
- nachtaktive Igel, die sich zusammenrollen und nicht weggehen, bis sie wieder unbeobachtet sind
Prinzipiell raten wir immer dazu, die Situation zunächst zu beobachten. Oft kommen unsere wilden Nachbarn sehr gut ohne unsere Hilfe zurecht. Halten Sie Abstand um sich zu schützen und dem Wildtier unnötigen Stress zu ersparen. Sollte es sich doch herauskristallisieren, dass das Tier Hilfe benötigt, versuchen Sie einen möglichst kleinen Karton (mit Luftlöchern!) zu wählen - dies minimiert das Verletzungsrisiko für das Tier.
Bitte bieten Sie nichts zu fressen oder zu trinken an! Das Tier sollte schnellstmöglich in fachkundige Hände, die sich dann auch darum bemühen, passende, verträgliche Nahrung anzubieten. Milch(-produkte jeglicher Art), Honig, Traubenzucker und andere Tipps aus dem Internet schaden den Findlingen meist mehr als sie nützen.
Gerne übernehmen wir die medizinische Erstversorgung und unterstützen Sie bei der Suche nach einer passenden Pflegestelle, sollte dies notwendig sein.